Der
Sternenhimmelstürmer schätzt das Internet als Kommunikationsmittel für
alle Gehörlosen und Schwerhörigen, die sich ohne Nachteile an diesem
Universum partizipieren können. Damit nicht in Vergessenheit
gerät, dass Menschen unterschiedlich durch das "normale" Leben gehen,
hier eine kurze Abhandlung über Schwerhörigkeit.
Die gibt es wieder im PDF-Format als Download.
Thema: Hörschädigung: Gehörlosigkeit und
Schwerhörigkeit. Psychosoziale, medizinische,
physikalische und sprachliche Bedingungen
2
Inhaltsangabe
Inhaltsangabe..............................................................................................................2
Einleitung
...................................................................................................................3
Definition wichtiger Grundbegriffe
.............................................................................3
Gehörlosigkeit:
.......................................................................................................................3
Schwerhörigkeit
:
...................................................................................................................4
Arten der Schwerhörigkeit
..........................................................................................5
Ursachen der Hörschädigung
......................................................................................6
Psychosoziale Auswirkungen/Sprechweise
.................................................................6
Schwerhörige: Diese Gruppe ist am schwersten zu charakterisieren, da
wie bereits
beschrieben Art, Ausmaß und Eintritt verschieden sein können. Allen
Schwerhörigen
gemeinsam ist die Abweichung in der auditiven Perzeption. Schwerhörige
können,
wenn auch teilweise stark eingeschränkt, mit Hilfe von Hörhilfen ihr
Sprechen über
auditive Rückkopplung kontrollieren. Ihre Beurteilung erfolgt nach dem
Zeitfaktor, in
dem die Schwerhörigkeit aufgetreten
ist......................................................................7
Gehörlosigkeit
............................................................................................................8
Die Gebärdensprache:
.................................................................................................9
Bilinguale versus auditiv-verbale Erziehung
.............................................................10
Postlingual schwerhörig gewordene
Erwachsene.......................................................11
Ertaubte
....................................................................................................................12
Cochlea-Implantat-Träger
.........................................................................................13
Cochlea-Implantat................................................................................................................13
Schlussbemerkung/ eigene
Gedanken........................................................................14
Literaturliste
.............................................................................................................14
3
Einleitung
In Deutschland leben etwa 60.000 Gehörlose. Das
sind ca. 0,1% der Bevölkerung. Jedes Jahr
werden in Deutschland ca. 600 Kinder taub geboren. Hören ist die
Voraussetzung für die
Sprachentwicklung, denn: ohne Hören kein Sprechen! Die Folge der
Gehörlosigkeit ist eine
Taubstummheit.
Das neue Behindertengesetz (SGB IX) sieht erhebliche Verbesserungen für
betroffene
Menschen vor. Erwähnt sei hier beispielhaft die Einführung der
Gebärdensprache als
Behördensprache.
Auch in Zukunft werden in diesem Bereich professionelle Helfer (u. a.
Sozialarbeiter)
gebraucht, die durch zusätzliche Qualifikationen im Bereich der
Beratung, Förderung und
Prävention Hilfe zur Selbsthilfe leisten können.
Diese Abhandlung soll in diesem Sinne einen Beitrag zur
Informationsgewinnung darstellen,
um in meinem angestrebten Beruf als Sozialarbeiter kompetent und
professionell mit den
Betroffenen, deren Familien und sozialen Umfeld umgehen zu können.
Definition wichtiger Grundbegriffe
Hörschädigung: Im Bereich der
Hörschädigungen unterscheidet man zwischen
Gehörlosigkeit und Schwerhörigkeit.
Gehörlosigkeit:
Die Gehörlosigkeit ist im Prinzip ein
hochgradiger Schallempfindungsschaden, d. h. eine
sensorische oder neurale Schwerhörigkeit stellen im Extremfall eine
praktische
Gehörlosigkeit oder Taubheit dar. Eine absolute Taubheit ist demnach
nur selten wie z. B. bei
einer Zerstörung des Hörnervs oder des primären Hörnervs vorliegt. Laut
Pöhle (1994,12)
verfügen jedoch 98% der gehörlosen Menschen über Hörreste.
"Lange Zeit galt als Gehörlosigkeit,
wenn der Hörverlust im Hauptsprachenbereich (liegt
zwischen 500 und 4000 HZ) größer als 90
Db war. Durch die Entwicklung der modernen
Hörgerätetechnik und durch die Effektivität auditiv-verbaler
Frühförderung ist diese
Definition aus pädagogischer Sicht nicht mehr haltbar. " (Diller 1991;
Pöhle 1994.
1
Gehörlose können nochmals in zwei Gruppen
unterschieden werden:
"Ein Kind, das ohne oder nur mit einem
rudimentären Hörvermögen geboren wurde oder das
sein Hörvermögen vor oder bereits im
Frühstadium der Spracherlernung verloren hat, ist
prälingual gehörlos zu nennen. Dagegen
ist ein Kind, das sein Hörvermögen erst nach der
Spracherlernung eingebüßt hat, als postlingual
ertaubt zu bezeichnen. " (Löwe, 1973, S. 18).
2
Die Unterteilung in prälinguale
und postlinguale Gehörlosigkeit ist wichtig für die
weitere
Förderung. Ein Kind, welches bereits Lautsprache vernommen hat, besitzt
andere
1
Annette Leonhardt, Einführung in die
Hörgeschädigtenpädagogik, 1999, S. 51
2
Löwe, A.: Früherfassung, Früherkennung,
Früherziehung hörgeschädigter Kinder, Berlin
4
Voraussetzungen für die Sprachanbahnung, als ein
Kind ohne diese Erfahrung. Anstatt des
Begriffes `gehörlos` hört man viel öfter den Begriff `taubstumm `
aufgrund der Sprachlosigkeit
als sekundäre Auswirkung der Hörschädigung. Jedoch muss ein Gehörloser
nicht `stumm` sein,
wenn er eine entsprechende Förderung erhält. Diese Definition sagt
nichts über die
Abgrenzung der Schwerhörigkeit von der Gehörlosigkeit aus. Daher ist
eine Einteilung
aufgrund von messbaren Größen günstiger, da sie eine objektivere
Möglichkeit zur
Abgrenzung bietet. Die Audiometrie, eine Messung der Hörfähigkeit,
liefert die
erforderlichen Werte dafür. In einem Audiogramm wird der Hörverlust in
Dezibel (dB) in
Abhängigkeit von der Tonhöhe der Prüftönen in Hertz (Hz) eingetragen.
Schwerhörigkeit :
Als schwerhörig werden... "diejenigen
Personen bezeichnet, die infolge eines
vorübergehenden oder andauernden Defektes des Gehörs eine verminderte
Hörfähigkeit
besitzen, aber noch imstande sind, akustische Eindrücke und Sprache -
eventuell mit Hilfe von
Hörgeräten - über das Ohr wahrzunehmen. " (Jussen, 1973, S. 187
3
1.Von einer leichtgradigen
Schwerhörigkeit spricht man, wenn der mittlere Hörverlust im
besseren Ohr innerhalb des Frequenzbereiches von 500 bis 2000 Hertz
nicht mehr als 30 dB
beträgt.
"2.Von einer mittelgradigen
Schwerhörigkeit spricht man, wenn der mittlere Hörverlust im
besseren Ohr innerhalb des angegebenen
Frequenzbereiches von mehr als 30 dB, aber
weniger als 60 dB beträgt.
3. Um eine hochgradige Schwerhörigkeit
handelt es sich schließlich bei einem mittleren
Hörverlust zwischen 60 und 90 dB im angegebenen Frequenzbereich.
Beträgt der mittlere
Hörverlust mehr als 75 dB, spricht man auch von einer an Taubheit
grenzende
Schwerhörigkeit...
4. Beträgt der Hörverlust eines Kindes
im Frequenzbereich von 125 bis 500 Hz mehr als 60
dB und ist der mittlere Hörverlust innerhalb des Frequenzbereiches von
500 bis 2000 Hertz
im besseren Ohr größer als 90 dB, spricht man von Gehörlosigkeit oder
Taubstummheit, und
zwar auch dann, wenn man weiß, dass noch Hörreste vorhanden sind und
für die
Sprachwahrnehmung nutzbar gemacht werden müssen." (Löwe,
1973, S. 44f)
4
Der Frequenzbereich von 500 bis 2000 Hz ist
deshalb so wichtig, weil er als der
Hauptsprachbereich der Vokale und Konsonanten fungiert. Eine
Beeinträchtigung in diesem
Frequenzbereich stellt daher ein besonderes Problem bei der
Kommunikation dar.
3
Jussen, H.: Schwerhörige und ihre
Rehabilitation, In: Deutscher Bildungsrat (Hrsg.),
Gutachten und Studien der Bildungskommission.
Bd. 30, Stuttgart 1973, S. 185-316
4
Löwe, A.: Früherfassung, Früherkennung,
Früherziehung hörgeschädigter Kinder
5
Art der Hörschädigung
Der mittlere Hörverlust in Dezibel
(Gemessen auf dem besseren Ohr)
Grad Schwerhörigkeit
leicht
- 30 dB
mittel
30 - 60 dB
stark
60 -90 dB
Gehörlosigkeit
Über 90 dB
Der mittlere Hörverlust ist ein arithmetisches
Mittel bei 500, 1000 und 2000 HZ = Hörfeld
des sprachlichen Bereichs. Vorsicht: ab 90 DB ist eine Schädigung des
Hörbereichs möglich.
Ab 35 DB kann ein Hörgerät verwendet werden.
Arten der Schwerhörigkeit
Funktionsstörungen im Bereich des
Hörorgans, der Hörbahnen oder der Hörzentren
bewirken eine Gehörlosigkeit « ., wodurch eine Einteilung in
folgende Arten der
Hörschädigung vorgenommen werden kann: Schallleitungsschwerhörigkeit,
sensorineurale
Schwerhörigkeit, kombinierte
Schallleitungs-Schallempfindungsschwerhörigkeit und
Gehörlosigkeit.
5
Schallleitungsschwerhörigkeit:
Bei dieser Art der Hörschädigung liegt z. B. eine
Funktionsstörung des Gehörgangs, des Trommelfells oder des Mittelohres
vor, die durch
Mittelohrentzündungen oder Infektionskrankheiten ausgelöst wird. Für
die Luftleitung zeigt
sich ein Hörverlust, der weitgehend linear verläuft. Die Lage von
Knochenleitung und
Luftleitung beschreibt man als Luftleitungs-Knochenleitungsdifferenz.
Bei einer
Schallleitungsstörung ist der Hörverlust in allen Frequenzen etwa
gleich groß; ihre Folge ist
leises Hören. Diese Art der Schwerhörigkeit ist mittels Hörgeräten gut
auszugleichen.
...Schalleitungsschwerhörigkeiten kann man in fast allen Fällen soweit
therapieren, dass auch
ohne technische Hilfen ( Hörgeräte ) ein soziales Gehör vorhanden ist.
Daher besitzen sie
sonderpädagogisch kaum Bedeutung
6
Sensorineurale Schwerhörigkeit: Sie
entsteht durch pathologische Veränderungen des
Cortischen Organs oder retrocochleär der nervalen Hörbahn. Sie kann als
sensorische oder
neurale Schwerhörigkeit bzw. in Kombination der beiden eben angegeben
Formen
gleichzeitig auftreten. In diesem Fall besteht keine
Luftleitungs-Knochenleitungs-Differenz.
Die Störung liegt im Innenohr oder von da aus zentralwärts. Im
Vergleich zur
Schalleitungsschwerhörigkeit ist der Hörverlust nicht linear, so sind
höhere Frequenzen
stärker betroffen. ,,Eine einfache lineare Verstärkung der
Intensität, z. B. durch lautes
Sprechen, bietet dem von dieser Art betroffenen Schwerhörigen keine
wirkungsvolle Hilfe.
Hörgeräte können eine wirkungsvolle Hilfe sein. "
7
Die Ursachen können vielfältig sein. Laut
dem zitierten Buch können sie vererbt, pränatal
eintreten ( Schwangerschaft: Röteln) perinatal
oder postnatal.
5
Annette Leonhardt, Einführung in die
Hörgeschädigtenpädagogik, 1999, S. 47
6
wie oben, S. 48
7
Annette Leonhardt, Einführung in die
Hörgeschädigtenpädagogik, 1999, S. 49
6
Ursachen der Hörschädigung
,,Den" Schwerhörigen gibt es nicht. Die Ursachen
sind vielfältiger Natur. Bei ca. 40% der
Kinder ist keine sichere Diagnose des Grundes für die Hörschädigung
festzustellen (nach
Biesalski und Collo). Die von mir nach dem oben zitierten Buch
erstellte Tabelle soll einen
Überblick über mögliche Ursachen vermitteln und stellt keinen Anspruch
auf eine
abschließende Aufzählung dar:
Zeitpunkt des
Eintretens der
Schwerhörigkeit
Störungsursache
Pränatal
Erblich bedingt, Erkrankung der Mutter während
der Schwangerschaft: z.
B. Masern, Röteln, Alkohol-, Nikotin- und Drogenmissbrauch,
Beruhigungsmittel (Contergan), schwere Blutungen und schwere Diabetes
der Mutter, Inzucht (in der Türkei leider weit verbreitet)...
Perinatal
(Zeitraum kurz
vor, während
oder nach
Entbindung)
Schädelverletzung, Atemstillstand mit längeren
Wiederbelebungs-
maßnahmen, Sauerstoffmangel während der Geburt, oder im
Zusammenhang mit einer Neugeborenengelbsucht.
Postnatal
Infektionskrankheit: z. B. als Auswirkung von
Hirnhautentzündung,
Diphtherie, Mumps Scharlach und Masern, Schädelverletzungen. Im
Erwachsenalter eher durch: Hörsturz, Knall- und Explosionstrauma,
Altersschwerhörigkeit, als Folge andauernden Lärms
(Lärmschwerhörigkeit), kongentiale Schwerhörigkeiten und erworbene
Schwerhörigkeiten bei kindlicher Innenohrschwerhörigkeit
Nicht berücksichtigt wurden u. a.
Schwerhörigkeiten in Folge von Mehrfachbehinderungen
und Erbkrankheiten wie z. B. Down-Syndrom, Goldenhar-Syndrom Aplasie
oder Dysplasie
(Fehlbildung) des Trommelfells.
Psychosoziale Auswirkungen/Sprechweise
Wie bereits oben aufgeführt gibt es nicht ,,den"
Schwerhörigen, aber immerhin ist es möglich
,,übergreifende Merkmale, die gehäuft zu beobachten sind, zu
verdichten. Die Auswirkungen
einer Höreinschränkung oder eines Hörverlustes sind individuell sehr
verschieden und kaum
vergleichbar, so dass eindeutige Zuordnungen zu hinterfragen sind. "
8
Die Auswirkungen des
Hörschadens und dessen psychologische Folgen
hängen von folgenden determinierenden
Faktoren ab:
1. Art und Ausmaß des Hörschadens
2. Zeitpunkt des Eintretens eines Hörschadens
3. Das Vorhandensein einer oder mehrerer weiterer Behinderungen
4. soziale Bedingungen
Zur Beschreibung der psychosozialen Auswirkungen
werden in den kommenden
Ausführungen (in Anlehnung an das u. a. Buch) folgende Gruppen
Gebildet: Schwerhörige,
8
Annette Leonhardt, Einführung in die
Hörgeschädigtenpädagogik, 1999, S. 68
7
Gehörlose, postlingual schwerhörig
gewordene Erwachsene, Ertaubte und als
gesonderte Gruppe die Cochlea-Implatantat-Träger.
Schwerhörige: Diese Gruppe
ist am schwersten zu charakterisieren, da wie bereits
beschrieben Art, Ausmaß und Eintritt verschieden sein können. Allen
Schwerhörigen
gemeinsam ist die Abweichung in der auditiven Perzeption.
9
Schwerhörige können, wenn
auch teilweise stark eingeschränkt, mit Hilfe
von Hörhilfen ihr Sprechen über auditive
Rückkopplung kontrollieren. Ihre Beurteilung erfolgt nach dem
Zeitfaktor, in dem die
Schwerhörigkeit aufgetreten ist.
Bei der Schallleitungsschwerhörigkeit
wird der Höreindruck beim Betroffenen leiser.
Durch Distanzverringerung bzw. Hörgerät ist ein Ausgleich der
Hörstörung weitestgehend
möglich. Bei Betroffenen, die im vollen Sprachbesitz sind, kann durch
Kombination und
Ergänzung der Hörverlust fast völlig kompensiert werden. Anders sieht
das bei
schalleitungsschwerhörigen Kindern aus, deren Sprache sich noch
entwickeln muss. Die
Spontansprache zeigt bei dieser Gruppe Auffälligkeiten. Die
Artikulation der Kinder ist
betroffen, teilweise ist die Melodie und Dynamik verändert. Eine
Hörgeräteversorgung in
dieser Phase und schnellstmögliche HNO-Behandlung können diese
Erscheinungen
verhindern oder abbauen. Ansonsten ist diese Gruppe aus Sicht der
Sonderpädagogik nicht
relevant und wird aus diesem Grunde hier nicht weiter ausgeführt.
Bei der sensorineuralen
Schwerhörigkeit sind die Auswirkungen gravierender. Das
Gehörte
wird ,,verzerrt" wahrgenommen. Die Sprache wird mehr oder minder stark
verstanden, da
gehörte Laute stark deformiert erscheinen. Ohne Hörgeräte kann dieses
bis zum
Nichtverstehen der Sprache führen. Die nun folgende Aufzählung
beschreibt Merkmale dieser
Hörstörung unter Berücksichtigung der determinierenden Faktoren, wobei
der kindlichen
Gruppe der Betroffenen aufgrund der Wichtigkeit der Sprache für ihre
Entwicklung ein
Schwerpunkt ist:
-
Hören: Fähigkeit hohe Töne
wahrzunehmen herabgesetzt, im Extremfall: nicht mehr
hörbar
-
Sprachlaute können nicht unterschieden werden
-
Von den Konsonanten sind insbesondere Zischlaute
betroffen, da ihr scharfes
Geräusch gedämpft wird
-
Bei den Vokalen treten Probleme mit dem i, e; ö
und ü auf
-
Klangverzerrungen und Entstellungen, die die
Differenzierbarkeit der Sprechlaute
herabsetzen.
-
Merkmalsbreite der gehörten Sprache wird ärmer
-
Durch Verlust der Fähigkeit die einzelnen Laute
akustisch zu unterscheiden wird die
Sprache ärmer- Sinn von Wörtern und Sätzen geht verloren.
-
Die tiefe Stimme wird gehört, aber die einzelnen
Teile des Gesprochenen können nicht
verstanden werden.
-
Sprechen: Die Sprechweise
wird fehlend oder falsch rhythmisch und dynamisch-
melodisch akzentuiert
-
Lautbildung klingt verwaschen
-
Fehlen der wesentlichen prosodischen Merkmale
bei sozial-kommunikativen
Beziehungen
9
Annette Leonhardt, Einführung in die
Hörgeschädigtenpädagogik, 1999, S. 71
8
-
Äußerungen schwerhöriger Kinder sind wenig
strukturiert
-
Mangelhafte Beherrschung des phonologischen
Systems der jeweiligen Sprache
-
Entwicklung des Wortschatzes: Wortschatz
kann bei Kindern ( Abhängigkeit von
verschiedenen Faktoren ) in mehr oder weniger großem Umfang
eingeschränkt sein
-
Kleinerer aktiver und passiver Wortschatz
-
Substantive und Verben werden weitestgehend
beherrscht
-
Probleme mit Aneignung von Wörtern, die sich auf
etwas abstraktes beziehen
-
Wortarten die am häufigsten falsch oder
fehlerhaft erlernt bzw. verwendet werden:
Adverbien, Präpositionen, und Konjunktionen
-
Falsche Wortwahl wegen unzureichender Erfassung
der Wortbedeutung
-
Oberbegriffe und Synonyme Bezeichnungen werden
weniger eingesetzt
-
Entwicklung des Sprachformenschatzes: Schwierigkeiten
beim Erlernen
grammatischer und syntaktischer Strukturen
-
Unbetonte Teile der Lautsprache gehen verloren:
deshalb werden oft grammatische
Phoneme, die überwiegend für das Erlernen von sachlichen Beziehungen
sind, nicht
verstanden
-
Daher Unsicherheit bei Kindern von Deklination
von Substantiven und der
Konjugation von Verben; syntaktische Strukturen werden daher oft
vereinfacht oder
sind unvollständig
-
Bewusste Vermittlung vom Wort- und
Sprachformensatz für schwerhörige Kinder im
Gegensatz zur imitativen Erlernung von hörenden Kindern ist die Folge
-
Fehlende Automatisierung der Anwendung der
erlernten Sprachformen
-
Sinnentnahme aus gesprochenem und aus
Texten: Aus den o. a. Punkten ergeben
sich Schwierigkeiten bei der Sinnentnahme aus Gesprochenem und aus
Texten. Nach
Pöhle (1967,13) bleibt diese Schwierigkeit selbst bei gut lesenden
Schwerhörigen. Die
Interindividuellen Schwankungen bei den Leistungen sind bei
schwerhörigen Kinder
größer.
-
Bei kombinierter
Schalleitungs-Schallempfindungsschwerhörigkeit gilt wegen der
Dominanz der Schallempfindungsschwerhörigkeit die oben angeführte
Ausführung
"Zusammenfassend kann gesagt werden:
Das Wesentliche ist die Verzerrung der Sprache, die
einen Verlust an Merkmalen bewirkt, die
für die Analyse und sprachlicher Zeichen notwendig
sind. "
10
Als Folge daraus ist für frühkindlich betroffene
Kinder sofort nach Feststellung des
Hörschadens eine sonderpädagogische Förderung
nötig, da das Kind sonst von einem
eingeschränkten Spracherwerb betroffen ist. Die hochgradige Form der
sensorineuralen
Schwerhörigkeit kann im Extremfall eine Sprachentwicklung nahezu
vollkommen verhindern.
Im Gegensatz dazu kann bei optimaler Förderung ein
Entwicklungsrückstand und
Auffälligkeiten im Sprachgebrauch behoben werden.
Gehörlosigkeit
Prälinguale Hörschädigungen:
Die erste Gruppe der Gehörlosen sind Menschen, bei denen
im Kindesalter vor Abschluss des Spracherwerbs - also prälingual eine
Hörschädigung
vorliegt. Ein Spracherwerb auf dem auditiv-imitativen Weg ist nicht
möglich. Ohne
früheinsetzende Förderung verstummt das Kind und ein Spracherwerb ist
für das Kind selbst
mit auditiv-verbaler Erziehung nur eingeschränkt möglich. Aus diesem
Kontext ergab sich
auch der veraltete Begriff der Taubstummheit. Eine weitaus schlimmere
Folge ist jedoch bei
ausbleibender Förderung z. B. durch Erlernen der Gebärdensprache bzw.
dem Erlernen der
Sprache im Rahmen der auditiv-verbalen Erziehung der Verlust der
Muttersprache. Die
10
Annette Leonhardt, Einführung in die
Hörgeschädigtenpädagogik, 1999, S. 74
9
Fähigkeit zur Kommunikation, zum Erwerb
weitergehender Denkvorgänge ( Bestimmung von
Zeit, Kategorisierung von Objekten usw.) und zur Identitätsbildung wird
nie erreicht. Aus
diesen Gründen entstand in der Menschheitsgeschichte für die
Taubstummen eine leidvolle
Situation voller Diskriminierungen, Vorurteilen und Ausgrenzungen, die
erst durch die
wissenschaftlichen Erkenntnisse in den letzten 200 Jahren verbessert
wurde.
Die wichtigsten Unterschiede der
auditiv-imitativen zur auditiv- verbalen Perzeption der
Sprache wird folgend in Form einer Aufzählung dargestellt:
-
es fehlt die Voraussetzung der auditiven
Selbstkontrolle
-
Sprechweise bleibt auch bei guter Förderung
auffällig, da Schwierigkeiten im Bereich
der rhythmisch-dynamischen Akzentuierung und Sprechmelodie
-
Geringerer aktiver und passiver Wortschatz
-
Teilweise übertriebene Lippenkontraktion,
falsche Artikulationsmuster der Zunge,
übermäßiges Öffnen des Mundes, welches jedoch meist im Zusammenhang mit
zu
spät einsetzender Förderung zusammenhängen dürfte...
Eine Versorgung von Hörgeräten der gehörlosen
Kinder selbst bei geringsten Hörresten
erscheint daher entgegen der medizinischen Definition von
Gehörlosigkeit ( Hörverlust im
Frequenzbereich zwischen 500 bis 4.000 Hz und über 90 dB) geboten zu
sein, um ein
Verstummen des Kindes zu verhindern und sein instinktives Lallen zum
Ausbau der Sprache
zu unterstützen.
Aus der geschichtlichen Entwicklung und dem
Bestreben Gehörloser Menschen zu
kommunizieren entstand aus einer rudimentären Zeichensprache die
Gebärdensprache. Der
Erwerb dieser ,,Sprache" spiegelt das Emanzipationsstreben der
Gehörlosen wider und ist aus
den neuen Erkenntnissen der neuropsychologischen Forschung her zu
fördern. Um einen
kurzen Überblick über die Diskussion bilinguale versus auditiv-verbale
Erziehung zu erhalten
soll die Gebärdensprache als eine Möglichkeit zur Erlernung einer
Muttersprache vorbehaltlos
dargestellt werden.
Die Gebärdensprache:
Die Gebärdensprache ist eine natürliche
Sprache. Sie wurde nicht erfunden (wie
beispielsweise Esperanto). Viele
gehörlose Kinder lernen Gebärdensprache von anderen
Kindern in der Schule, manche Kinder lernen sie jedoch von ihren
gehörlosen Eltern als
Muttersprache. Da die Gebärdensprache ohne Unterricht auch von kleinen
oder größeren
Kindern gelernt wird, lassen sich in deren Erwerbsprozess viele
Gemeinsamkeiten mit dem
entsprechenden Vorgang in der gesprochenen Sprache erkennen.
-
-Da sie eine natürliche Sprache
darstellt, ist Gebärdensprache mit der Kultur der
Gehörlosen, der sie entspringt, aufs engste verbunden. Folglich sind
für ihr
Verständnis Kenntnisse über die Kultur notwendig, deren Ausdruck sie
darstellt.
-
-Gebärdensprache ist nicht wie die
Pantomime an konkrete oder bildhaft darstellbare
Inhalte gebunden. Wer Gebärdensprache gut beherrscht, kann darin ebenso
gut
komplexe und abstrakte Ideen ausdrücken wie dies in der gesprochenen
Sprache
möglich ist.
-
Gebärdensprachen sind nicht
unvollständige oder "gebrochene" Formen der
gesprochenen Sprache, sondern haben eine ihnen eigene linguistische
Struktur, die
von der Struktur der gesprochenen Sprachen ihrer Umgebung unabhängig
ist.
10
-
-Gebärdensprache ist der gesprochenen
Sprache darin ähnlich, dass sie die
wichtigsten grammatikalischen Universalien enthält, so beispielsweise
Indikatoren
darüber wer Subjekt oder Handelnder eines Satzes ist, wer oder was das
Ziel einer
Handlung ist, ob es sich um einen einzelnen oder um mehrere Gegenstände
handelt
usw.
-
-Gebärdensprache ist wie die
gesprochene Sprache auf verschiedenen Ebenen
linguistisch strukturiert:
- auf der Ebene des kleinsten
bedeutungs-unterscheidenden Formteils (dies entspricht der
phonologischen Ebene bei gesprochenen Sprachen und wird sublexikalische
Ebene genannt
- auf der Ebene des kleinsten
Bedeutungsträgers (Dies entspricht der morphologischen Ebene
bei gesprochenen Sprachen).
- auf der Ebene des Zusammenhangs
zwischen den Wörtern in gebundenen Äußerungen; d.h.
der Syntax.
- auf der Ebene des Gespräches und des
Diskurs.
Die Artikulationsformen der
Gebärdensprache sind der Modalität von Produktion und
Wahrnehmung der Sprache angepasst und daher in der Regel verschieden
von denjenigen der
gesprochenen Sprache. Diese Unterschiede sind durch die verschiedenen
Bedingungen für die
Erzeugung und die Wahrnehmung der beiden Arten von Sprachen bestimmt:
Die gesprochene
Sprache wird von Stimmbändern, Zunge, Lippen usw. produziert und
auditiv wahrgenommen,
während die Gebärdensprache von den Händen und dem Körper produziert
und visuell
wahrgenommen wird. "
11
Ergänzend muss hier noch angeführt werden, dass
,,die" Gebärdensprache nicht existiert und
international sowie regional verschieden ist.
Der Versuch, eine einheitliche Gebärdensprache
in der BRD einzuführen, ist durch die Erstellung eines einheitlichen
Gebärdenlexikons noch
im Prozess und wurde teilweise unbefriedigend gelöst ( Aufnahme
mehrerer Gebärdenzeichen
für ein Wort in den Lexika). Wie bereits im Eingangstext erwähnt ist
die Gebärdensprache in
der BRD eine anerkannte Behördensprache. Kinder gehörloser Eltern
können auf imitativen
Weg problemlos die Gebärdensprache und das Fingeralphabet erlernen,
während die hörenden
Eltern erst die Gebärdensprache und Fingeralphabet erlernen müssen,
wenn sie dem Kind in
der kritischen Phase des Spracherwerbs eine Muttersprache vermitteln
wollen.
Bilinguale versus auditiv-verbale
Erziehung
Im Laufe der Geschichte bildeten sich zwei
Strömungen zum Thema Spracherwerb heraus,
die sich bis zum heutigen Tag unversöhnlich gegenüberstehen, nämlich
die Verfechter der
Gebärdensprache als Teil einer Gehörlosenidentität und -kultur und die
Befürworter einer
auditiv-verbalen Erziehung.
Die Befürworter einer auditiv-verbalen geprägten
Erziehung und Förderung der Kinder führen
dabei u. a. folgende Argumente an:
-
Überbelastung der Kinder und fehlende
Möglichkeit Kinder ,,zweisprachig" zu
erziehen
11
-http://www.mudra.org/content/html/gb_lesetexte_boyes.html
11
-
Isolation, da nur eine Minderheit (Gehörlose)
Gebärdensprache versteht.
Vereinsamung und Erschwerung sich mit Hörenden zu verständigen.
-
Bildung: Zeitungen, Bücher (das Wissen unserer
Welt) können nur durch den Erwerb
,,unserer" Sprache und Schrift erschlossen werden.
-
Nach der kritischen Phase wird ein Spracherwerb
schwer bis unmöglich , aktiver und
passiver Wortschatz werden geringer, wenn sie nicht verwendet werden
-
Sinkende Berufschancen
Dieses ist nur eine Auswahl einiger
Gesichtspunkte und erhebt keinen Anspruch auf
Vollständigkeit. Die Vorteile einer Gebärdensprache ergeben sich aus
den bereits
dargestellten Ausführungen über die Gebärdensprache und ihre Bedeutung
für die Bildung
einer eigenen Kultur und Identität für Gehörlose.
Der bilinguale Erziehungsansatz stellt
dialektisch gesehen die Synthese aus den beiden o. a.
Strömungen dar. Kinder sollen durch den gleichzeitigen Erwerb beider
Sprachen die positiven
Effekte beider Kommunikationsmöglichkeiten erfahren. Bis zum heutigen
Tage gibt es noch
keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse, ob eine bilinguale
Erziehung in Zukunft
erstrebenswert ist. So gab es in Deutschland nur zwei Schulklassen (im
Rahmen eines
Schulversuches in Hamburg), die bilingual unterrichtet wurden (Stand:
1999). Nach wie vor
gibt es zahlreiche Schulen, die hörgerichtet arbeiten. Erst eine
vorurteilsfreie gesellschaftliche
und politische Diskussion wird hier eine Klärung bringen. Ansonsten
schließe ich mich der
Meinung von Annette Leonhardt an:
"Als einer der kritischsten Punkte muss
gesehen werden, dass mit dem gewählten Weg in der
Frühforderung Weichen für das Leben der
Betroffenen gestellt werden. Das ist jedoch ein
Zeitpunkt, zu dem in keiner Weise abzuschätzen ist, welche Lebenswege
der Betroffene
einschlagen wird und welche Perspektiven sich ihm eröffnen. "
12
Postlingual schwerhörig gewordene
Erwachsene
Diese Gruppe von betroffenen Menschen
unterscheidet sich im wesentlichsten von den
Ertaubten, dass sie im Gespräch das verbleibende Hörvermögen einsetzen
können. Der
Spracherwerb konnte auf natürlichem, imitativem Weg stattfinden.
Claußen (1989,90) weist
in diesem Zusammenhang darauf hin, dass eine Abgrenzung zu den
prälingualen oder von
Geburt an Schwerhörigen schwer möglich ist. Dieses beruht teilweise
auch auf der Tatsache,
dass es nur eine ungenaue Definition des Wortes Spracherwerb gibt, da
dieser letztendlich ein
lebenslanger Prozess sei.
Im Bereich der schwerhörig gewordenen
Jugendlichen steht jedoch fest, dass erhebliche
Schwierigkeiten entstehen die Höreinbuße zu akzeptieren. Frau Leonhardt
weist an dieser
Stelle auf folgend beschriebende Problematiken hin:
-
Ein Hörgerät wird über lange Zeit abgelehnt.
-
Die Beziehung zu Klassenkameraden und Freunden
wird durch ihr Anderssein
empfindlich gestört, wodurch Schwierigkeiten in der Pubertät weiter
verstärkt werden
-
Es kommt zu einer Ablehnungshaltung gegenüber
weiterer Fördermaßnahmen- eine
Umschulung in eine Schwerhörigenschule wird kategorisch abgelehnt.
12
Annette Leonhardt, Einführung in die
Hörgeschädigtenpädagogik, 1999, S. 80
12
Es kann zusammenfassend gesagt werden, dass eine
Zusammenarbeit mit dieser Gruppe von
Menschen eine besondere Sensibilität und ein gewisses
Fingerspitzengefühl erfordert.
Ertaubte
Ä Ertaubte
sind Kinder Jugendliche und Erwachsene, bei denen eine totale oder
praktische
Taubheit nach Abschluss des natürlichen
Spracherwerbs (also postlingual) eingetreten ist. Sie
können Sprache und andere Schallerzeugnisse nicht mehr auditiv
wahrnehmen. Im
Unterschied zum prälingual Gehörlosen haben sie aber die Lautsprache
auf natürlichem Weg
imitativ-auditiv erlernt. "
13
Als unterste Altersgrenze für die o. a.
Einteilung eines Kindes, das ,,im Sprachbesitz ertaubt"
ist, wird allgemein das 3./4. Lebensjahr angenommen.
Auch für diese Sprachgruppe gilt : Die Förderung
muss schnellstmöglich einsetzen, um
folgende Ziele zu erreichen:
-
Erhalt des erreichten Sprachstatus
-
Erhöhung der Sprachkompetenz
-
Umstellung auf die visuelle Perzeption der
Lautsprache
-
Die Kommunikationsbereitschaft zu erhalten
Allgemein kann zu dieser Gruppe von Menschen
gesagt werden, dass der Eintrittszeitpunkt
der Hörschädigung eine entscheidende Rolle spielt. So sind die Folgen
für die sogenannten
Spätertaubten (ca. nach dem 18/19
Lebensjahr) hinsichtlich der Sprachentwicklung geringer.
Es entstand u. a. z. B." eine Sozialisation im Elternhaus, in
der Schule und im sozialen
Umfeld nicht unter dem Einfluss einer Hörschädigung « "
14
Die Perzeptionsbedingungen von Sprache, das
Lesen und Erlernen neuer Wörter sind somit
für die Spätertaubten leichter. Die Sprechweise dieser Gruppe bleibt
meistens einigermaßen
erhalten. Nach längerer Zeit sind jedoch Auffälligkeiten in der
Sprechmelodie, Artikulation
(unscharf) und ein zu lautes oder leises Sprechen zu beobachten, da dem
Ertaubten die
Möglichkeit der auditativen Kontrolle fehlt.
Gravierender sind jedoch die Auswirkungen auf
die psychische Situation zu betrachten, da der
Hörverlust meistens in einem kurzen Zeitraum stattfindet (z. B.
Hörsturz, Infektionskrankheit
und Unfall). Auch hier lässt sich die Situation am besten mit einem
Zitat beschreiben: ,,Die
meisten Ertaubten sehen sich unvermittelt einer völlig veränderten
Wahrnehmungs- und
Kommunikationssituation gegenüber. Hinzu kommt eine tiefe
Verunsicherung bezüglich der
eigenen Identität und daraus erwachsend eine Gefährdung der
Selbstsicherheit. Sie stehen
vor der Aufgabe, die veränderten Anforderungen des Lebens unter
erschwerten Bedingungen
und mit neu zu erarbeitenden Verhaltensformen zu bewältigen. "
15
Frau Leonhhard behauptet, dass die Anzahl der im
Sprachbesitz ertaubten Kinder sehr gering
sei. Aus diesem Grunde ist eine für diesen Kreis betroffenen Schulkind
eine spezielle
Förderung sehr problematisch. Eine Schwerhörigenschule kann nur
begrenzten Erfolg
aufweisen, eine Gehörlosenschule verwendet quasi eine Fremdsprache-
vielleicht ist dieses ja
13
Annette Leonhardt, Einführung in die
Hörgeschädigtenpädagogik, 1999, S. 81
14
w. o. Seite 82
15
Annette Leonhardt, Einführung in die
Hörgeschädigtenpädagogik, 1999, S. 83
13
auch ein Argument für die Schaffung bilingualer
Schulen... Die Schwierigkeiten der
Frühertaubten erschließt sich aus den vorherigen Ausführungen über
Gehörlose und
Schwerhörige und wird deshalb nicht noch einmal erläutert.
Cochlea-Implantat-Träger
Cochlea-Implantat
Ä Das
Cochlea-Implantat besteht aus einem zu implantierenden Teil mit einer
Elektrode,
welche in die Hörschnecke eingeführt
wird und einem äußeren Teil, dem Sprachprozessor.
Das Prinzip besteht darin, dass Schallwellen über ein Mikrofon
aufgenommen und im
Sprachprozessor in elektrische Impulse umgewandelt werden Diese Impulse
werden über die
Elektroden in der Hörschnecke direkt an den Hörnerven weitergeleitet.
Bei Kindern, die von
Geburt an taub sind, werden die Implantate zwischen dem zweiten und
vierten Lebensjahr
eingesetzt, damit sich die Sprechfähigkeit herausbilden kann. Nach dem
achten Lebensjahr ist
das nicht mehr möglich. Bei Erwachsenen, die ertauben, ist eine
Cochlea-Implantation dann
Erfolg versprechend, wenn sie bereits sprechen konnten. Ist keine
Operation möglich oder
aus persönlichen Gründen nicht erwünscht, muss die Taubheit akzeptiert
werden. Die
Betroffenen werden sich auf andere Möglichkeiten der Kommunikation
konzentrieren:
Gebärdensprache, Lippenablesen, Computer u.a. Liegen Schäden am Hörnerv
vor, besteht
die Möglichkeit eines Hirnstamm-Implantats. Hierbei
werden die Hörnervenkerne im Gehirn
direkt über Elektroden gereizt. Zur Implantation ist ein
neurochirurgischer Eingriff
erforderlich. Eine intensive Rehabilitation ist ebenfalls erforderlich.
Die Erfahrungen mit
dieser Technik sind aber noch gering.
Folgende Voraussetzungen müssen für den
Einsatz eines Cochlea- Implantats erfüllt sein:
·
prä-, peri- und postnatal beidseitig
ertaubte Kinder mit bestehender Leitfähigkeit des
Hörnerven
·
beidseitig ertaubte oder hochgradig
schwerhörige Jugendliche und Erwachsene
·
positives Ergebnis im Promontorialtest
·
ausreichende anatomische
Voraussetzungen, so muss die Hörschnecke bzw.
Schneckenwindung vorhanden sein
·
keine schwerwiegenden Grunderkrankungen
oder rezidivierende Entzündungen
·
nachgewiesene Lernfähigkeit und
Lernwilligkeit, gute Lippenablesefähigkeit
·
Gewährleistung einer entsprechenden
Rehabilitation
·
intaktes und motiviertes soziales Umfeld
Entscheidend für den Erfolg ist eine
sich anschließende Rehabilitation. Diese ist sehr
umfangreich und langwierig und wird in speziellen Zentren durchgeführt.
Das Hören und
Sprechen muss zunächst "neu" erlernt werden. Nur ein ständiges Training
und eine
entsprechende Motivation führen zu guten Erfolgen. "
16
16
http://www.onmeda.de/krankheiten/taubheit.html

14
Schlussbemerkung/ eigene Gedanken
Im Bereich der Schwerhörigkeit und
Gehörlosigkeit ist eine schnellstmögliche Förderung
unerlässlich. Die Förderung muss dabei den hohen Anspruch erfüllen, den
individuellen
Bedürfnissen des Betroffenen gerecht zu werden.
Die Entscheidung für ein CI, Gebärdensprache
oder hörgerichtete Erziehung liegt letztendlich
beim Betroffenen bzw. seinen Eltern. Die Aufgabe der Gesellschaft muss
hier die
Bereitstellung der verschiedenen Förderungsalternativen (Schulen mit
bilingualem Unterricht,
hörgerichtetem Unterricht oder Gebärdensprache) sein, um eine
individuelle Lösung zum
Wohle des Betroffenen zu finden.
Literaturliste
1) Einführung in die Hörgeschädigtenpädagogik,
Annette Leonhardt,
1999
Ernst Reinhardt Verlag München Basel
2)
Löwe, Armin (1973). Früherfassung,
Früherkennung, Frühbetreuung hörgeschädigter
Kinder. Schriften zur
Hörgeschädigtenpädagogik, Bd. 6. Berlin: Marhold.
3) Jussen, H.: Schwerhörige und ihre
Rehabilitation, In: Deutscher Bildungsrat (Hrsg.),
Gutachten und Studien der Bildungskommission. Bd. 30, Stuttgart 1973,
S. 185-316
4) Internetseiten:
-http://195.185.214.164/rehabuch/deutsch/p339.htm (Bild: Tabelle
Gehörlosigkeit, S. 5 )
-http://www.mudra.org/content/html/gb_lesetexte_boyes.html (Text über
Gebärdensprache,
S.11)
-http://www.m-ww.de/krankheiten/hno/taubheit.html (CI-Erklärung/Bild,
S. 23)